Seit seiner Gründung im Jahre 1981 setzt sich der Bürgerverein Linderhausen e. V. für die Förderung des Umwelt-, Landschafts- und Klimaschutzes, die Förderung der Heimatpflege und des bürgerschaftlichen Engagements in Linderhausen ein. Seit knapp zwei Jahren haben wir uns wieder intensiv um das Thema Gewerbe-und Industriegebiet in Linderhausen kümmern müssen, welches als regionaler Kooperationsstandort in der Regionalplanung des RVR mit einem Suchraum von 103ha so vorgesehen war. Darüber hinaus wünschten die Stellungnahmen der Städte Sprockhövel und Schwelm eine Erweiterungsfläche um das Autobahnkreuz Wuppertal Nord (ca. 35ha) im Hellmannsbruch / Gangelshauer Wald.
 
Seit dem Frühjahr 2020 liegt ein neuer, überarbeiteter Planentwurf der Regionalplanung (vorgezogener sachlicher Teilplan für die regionalen Kooperationsstandorte) vor, welcher immer noch ein Gewerbegebiet in Linderhausen vorsieht. Die Erweiterungsfläche ist aktuell nicht in den neuen Planentwurf eingegangen. Doch könnte diese Fläche noch kommunal oder interkommunal als Gewerbe- und Industriebereich (GIB) ausgewiesen werden.
 
Auf der Podiumsdiskussion am 09.08.2020 in der Glückauf-Halle wurden der Bürgermeisterkandidat Volker Hoven (für SPD, FDP, WfS) und die Bürgermeisterkandidatin Sabine Noll (für CDU, Die Grünen) nach ihren Plänen für dieses Gebiet befragt. Frau Noll positionierte sich gegen die Ansiedlung von Gewerbe und Herr Hoven verwies auf einen Ratsbeschluss, nachdem er sich richte und sprach die Ansiedlung einer Spedition an. Präzisere Angaben machte er am 17. August 2020 an selber Stelle in der Veranstaltung der SIHK. Der für diese Fläche relevante Ratsbeschluss bezieht sich auf oben genannte Stellungnahme im Beteiligungsverfahren zum Regionalplan Ruhr des RVR – also dort einen GIB vorzuschlagen (siehe Ratsbeschlüsse Sprockhövel vom 13.12.2018, 31.1.2019 | Die Ratsbeschlüsse können auch unserer Webseite entnommen werden: LINK). Nun muss man festhalten, dass die Situation für die Bürger/innen nur schwer zu bewerten ist.
 
Denn:
 
Auf kommunaler Ebene stellen CDU und Grüne in Schwelm einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten und in Sprockhövel eine gemeinsame Kandidatin und sprechen sich gegen ein Gewerbegebiet im Hellmannsbruch / Gangelshauser Wald aus. In Schwelm haben sich alle Fraktionen inzwischen dagegen ausgesprochen.
 
In Sprockhövel legen die Aussagen des Bürgermeisterkandidaten von SPD, FDP und WfS nahe, dass die Parteien für ein Gewerbegebiet sind. Auf Kreisebene unterstützt die FDP jedoch die CDU und die Grünen die SPD. Zwar entscheidet der Rat in der jeweiligen Kommune, doch gehört der Stadt Sprockhövel nur ein geringer Teil der im ersten Planentwurf gewünschten Erweiterungsfläche. Ein größerer Teil ist im Besitz des Kreises. Kreises. Wie sich dann eine Entscheidung auf Verbandsversammlungsebene gestaltet, ist offen. In den bevorstehenden Beteiligungsverfahren zum Regionalplan Ruhr können Kreis, Kommunen und die Öffentlichkeit wiederum Stellung nehmen und natürlich auch erneut diese Fläche vorschlagen, wenn sie nicht enthalten sind.
 
Der Bürgerverein Linderhausen ist der Ansicht, dass interessierte Bürgerinnen und Bürger wissen sollten, wofür die Politiker in ihren Wahlkreisen sich einsetzen werden. Deshalb haben wir im Frühsommer eine Video-Aktion gestartet, in der die Landratskandidaten und die Bürgermeisterkandidaten von Schwelm sowie die Kandidatin von Sprockhövel zum Thema Gewerbegebiete in Linderhausen Stellung nehmen konnten. Bis auf Herrn Hoven haben sich alle ebenfalls angesprochenen Personen vor der Kamera geäußert. Die Aktion ist auf sehr positive Resonanz gestoßen. Die WR/WP sowie die WAP haben darüber berichtet.
 
Doch immer noch ist zu wenig Klarheit in der Sache entstanden, weshalb wir uns entschlossen haben, auch auf die Kreistagskandidat*innen zu zugehen. Dabei haben wir diejenigen Kreistagskandidat*innen / Fraktionsvorsitzenden angeschrieben, zu deren Wahlbezirk auch der Hellmannsbruch / Gangelshauser Wald zählt. Warum vor allem dieser Wald als (wieder!) entwickelbares Hochmoorgebiet so wertvoll ist, können Sie auch unserem Beitrag „Der im EN-Kreis einzigartige Bruchwald in Gangelshausen ist weiter in Gefahr!“ nachlesen.
 
Die Stellungnahmen sind zeitlich nach ihrem Eingang hier aufgelistet:

1. Wie sehen Sie die Ansiedlung von Gewerbe und / oder Industrie im Hellmannsbruch / im Gangelshauser Wald?

Wir lehnen die Ansiedlung an dieser Stelle aus ökologischen Gründen strikt ab.

2. Im Hellmannsbruch / im Gangelshauser Wald gibt es Flächen mit hohem Potential zur Moorwald-Entwicklung (siehe Präsentation der Biologischen Station im Kreistag, 3.3.2020), wobei Moore als hervorragende Kohlenstoff-Speicher gelten. Wie stehen Sie zu einer solchen Entwicklung?

Das wäre eine großartige Entwicklungschance für diesen Standort und ein wichtiger Beitrag für unser Klima.

3. Werden Sie im bevorstehenden Beteiligungsverfahren zum vorgezogenen sachlichen Teilplan für die Kooperationsstandorte (erneut) das Waldgebiet um das Autobahnkreuz Wuppertal-Nord (Hellmannsbruch / Gangelshauser Wald) vorschlagen bzw. einem solchen Vorschlag zustimmen?

Zu beiden Fragen ein klares Nein!

4. Der Kreis ist Eigentümer eines größeren Teils des Hellmannsbruchs / des Gangelshauser Waldes und könnte der Stadt Sprockhövel die Nutzung dieser Fläche für Gewerbe und / oder Industrie ermöglichen. Wie stehen Sie dazu?

Aus den bekannten ökologischen Gründen würden wir dem nicht zustimmen.

 

Ergänzung von Herrn Marcel Gießwein: Frau Kummer-Dörner (Schwelm, Platz 5 der Liste), Frau Altenhein und Herr Schmitz (beide Sprockhövel, Platz 3 und 10 der Liste) sehen das genau wie ich und die Antworten sind auch mit ihnen sowie mit unseren beiden Spitzenkandidierenden Frau Haltaufderheide und Herrn Höller abgestimmt.

Marcel Giesswein
Marcel Gießwein
Bündnis 90 / Die Grünen

E-Mail: m.giesswein@gruene-schwelm.de
Telefon: +49 (0) 172 5327795

1. Wie sehen Sie die Ansiedlung von Gewerbe und / oder Industrie im Hellmannsbruch / im Gangelshauser Wald?

Mit der Ansiedlung von Gewerbe oder Industrie wird ein einzigartiges Waldstück zerstört, welches durch seine Vielfalt der Pflanzen und Vogelarten immer seltener wird. Wie wichtig dieser Wald für unser Klima vor unserer eigenen Haustür ist, davon konnte ich mich auf einem geführten Spaziergang überzeugen.

2. Im Hellmannsbruch / im Gangelshauser Wald gibt es Flächen mit hohem Potential zur Moorwald-Entwicklung (siehe Präsentation der Biologischen Station im Kreistag, 3.3.2020), wobei Moore als hervorragende Kohlenstoff-Speicher gelten. Wie stehen Sie zu einer solchen Entwicklung?

Den Rückbau der Entwässerung in diesem Gebiet begrüße ich, denn dadurch kann hier wieder ein Hochmoorgebiet entstehen, welches Kohlenstoff speichert. Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, brauchen wir diesen Wald und natürlich noch sehr viele weitere nachhaltige Schritte, um das Datum des Erdüberlastungstages jedes Jahr weiter nach hinten zu schieben. Der Erhalt des Gangelshauser Waldes ist ein Schritt in Richtung Klimaschutz!

3. Werden Sie im bevorstehenden Beteiligungsverfahren zum vorgezogenen sachlichen Teilplan für die Kooperationsstandorte (erneut) das Waldgebiet um das Autobahnkreuz Wuppertal-Nord (Hellmannsbruch / Gangelshauser Wald) vorschlagen bzw. einem solchen Vorschlag zustimmen?

Einem solchen Vorschlag werde ich NICHT zustimmen.

4. Der Kreis ist Eigentümer eines größeren Teils des Hellmannsbruchs / des Gangelshauser Waldes und könnte der Stadt Sprockhövel die Nutzung dieser Fläche für Gewerbe und / oder Industrie ermöglichen. Wie stehen Sie dazu?

Die Ennepe-Ruhr SPD setzt sich für einen wirkungsvollen Klimaschutz ein. Mir ist es deshalb wichtig, dass der Teil des Hellmannsbruchs / des Gangelshauser Waldes, der im Besitz des Kreises ist, als Schutzzone ausgewiesen wird.

Heike Philipp
SPD

E-Mail: heike.philipp@spd-schwelm.de
Telefon: +49 (0) 177 3196393

1. Wie sehen Sie die Ansiedlung von Gewerbe und / oder Industrie im Hellmannsbruch / im Gangelshauser Wald?

Die FDP Fraktion steht grundsätzlich für eine ökologische und nachhaltige Entwicklung von Gewerbeflächen. Hierzu haben wir in Schwelm zahlreiche Vorschläge insbesondere längs der B 7 unterbreitet. Zu Gebieten auf Sprockhöveler Stadtgebiet nehme ich keine Stellung. Die kommunale Selbstverwaltung ist für uns ein hohes Gut. Nur der Rat der Stadt Sprockhövel entscheidet über die planerische Entwicklung.

2. Im Hellmannsbruch / im Gangelshauser Wald gibt es Flächen mit hohem Potential zur Moorwald-Entwicklung (siehe Präsentation der Biologischen Station im Kreistag, 3.3.2020), wobei Moore als hervorragende Kohlenstoff-Speicher gelten. Wie stehen Sie zu einer solchen Entwicklung?

Leider hat der RVR mit der Mehrheit der Stimmen aus CDU, SPD und Grüne und einem Planungsdezernenten mit grünen Parteibuch eine entsprechende Flächenentwicklung in Gangelshausen vorgeschlagen. Die FDP-Fraktion im RVR-Parlament hat hierzu auf eine frühzeitige Einbindung der Kommunen gedrungen. Wir lehnen eine solche Regionalplanung von oben grundsätzlich ab und hoffen im zukünftigen RVR-Parlament auf breite Unterstützung.

3. Werden Sie im bevorstehenden Beteiligungsverfahren zum vorgezogenen sachlichen Teilplan für die Kooperationsstandorte (erneut) das Waldgebiet um das Autobahnkreuz Wuppertal-Nord (Hellmannsbruch / Gangelshauser Wald) vorschlagen bzw. einem solchen Vorschlag zustimmen?

In dem Beteiligungsverfahren werde ich auf eine Einbindung der kommunalen Selbstverwaltung drängen. Interkommunale Gewerbegebiete sind wichtig für die Zukunft der mittelständischen Wirtschaft im Ennepe-Ruhr-Kreis und der Arbeitsplätze. Es bestehen jedoch, auch dies zeigen alte Gutachten, viel bessere Flächenalternativen in Witten, Gevelsberg oder Wetter. Leider sind die entsprechenden Vorschläge der FDP-Fraktion abgelehnt worden.

4. Der Kreis ist Eigentümer eines größeren Teils des Hellmannsbruchs / des Gangelshauser Waldes und könnte der Stadt Sprockhövel die Nutzung dieser Fläche für Gewerbe und / oder Industrie ermöglichen. Wie stehen Sie dazu?

Der Verkauf einer entsprechenden Flächen setzt voraus, dass die entsprechenden planerischen Voraussetzungen geschaffen sind. Hierzu sehe ich keinerlei Grundlage. Der RVR-Plan wird sicherlich nach der Wahl neu auf den Weg gebracht. Es ist Zeit für einen Neuanfang. Für eine entsprechende Entscheidung besteht keinerlei Grundlage.

Michael Schwunk_web
Michael Schwunk
FDP

E-Mail: michael.schwunk@web.de
Telefon: +49 (0) 163 4511931

1. Wie sehen Sie die Ansiedlung von Gewerbe und / oder Industrie im Hellmannsbruch / im Gangelshauser Wald?

Dies lehne ich entschieden ab.

2. Im Hellmannsbruch / im Gangelshauser Wald gibt es Flächen mit hohem Potential zur Moorwald-Entwicklung (siehe Präsentation der Biologischen Station im Kreistag, 3.3.2020), wobei Moore als hervorragende Kohlenstoff-Speicher gelten. Wie stehen Sie zu einer solchen Entwicklung?

Das würde ich begrüßen.

3. Werden Sie im bevorstehenden Beteiligungsverfahren zum vorgezogenen sachlichen Teilplan für die Kooperationsstandorte (erneut) das Waldgebiet um das Autobahnkreuz Wuppertal-Nord (Hellmannsbruch / Gangelshauser Wald) vorschlagen bzw. einem solchen Vorschlag zustimmen?

Nein.

4. Der Kreis ist Eigentümer eines größeren Teils des Hellmannsbruchs / des Gangelshauser Waldes und könnte der Stadt Sprockhövel die Nutzung dieser Fläche für Gewerbe und / oder Industrie ermöglichen. Wie stehen Sie dazu?

Dem würde ich nicht zustimmen.

Hermann Grüntker_web2
Hermann Grüntker
CDU

E-Mail: hermann@gruentker-online.de
Telefon: +49 (0) 2336 14917

Grundlegende Stellungnahme der Direktkandidaten und der Direktkandidatin der Schwelmer Linken für den Kreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises zur geplanten Bebauung im Gangelshausener Wald:

Die Schwelmer Linke stellte sich von Anfang an gegen die Ausweisung von Gewerbeflächen in Linderhausen. Dass nun Pläne für die Vernichtung von großen Bereichen des Bruchwaldes in Linderhausen-Gangelshausen vorliegen, bedrückt sehr. Es wird deutlich, dass einige Lokalpolitiker und Lokalpolitikerinnen immer noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt haben und weiter an der Vernichtung der natürlichen Lebensgrundlagen arbeiten. Ehemals befand sich hier der Hellmannsbruch, das einzige Hochmoor im Ennepe-Ruhr-Kreis und in weiter Umgebung. Viel ist vor allem durch den Autobahnbau vernichtet worden. Deshalb sollte der verbliebene Bruchwald besonderen Schutz genießen. Auch er ist einzig im Ennepe-Ruhr-Kreis. Nicht die Abholzung großer Bereiche dieses schutzwürdigen Gebietes sollte die Maßgabe sein, sondern eine Reaktivierung der natürlichen Vorgänge und Prozesse etwa durch Schließen der Wasserabflusskanäle, um eine bessere Vernässung des Bodens zu erreichen, um die dort siedelnde Flora, wie etwa Torfmoose, weiter zu entwickeln und zu schützen. Die Schwelmer Linke wird sich auch weiterhin für den Schutz und Förderung der Natur in Linderhausen einsetzen.

Jürgen Feldmann, Kreistagswahlbezirk 1
Jürgen Senge, Kreistagswahlbezirk 2
Linda Voss, Kreistagswahlbezirk 3

Jürgen Feldmann
Kreistagswahlbezirk 1
Jürgen Senge
Kreistagswahlbezirk 2
Linda Voss
Kreistagswahlbezirk 3
DIE LINKE
Weitere eingehende Stellungnahmen werden hier angefügt…

Anmerkung des Bürgervereins: Die fettgedruckten Inhalte auf dieser Seite entsprechen dem Wortlaut der Rückmeldung, den wir unverändert abbilden.